Millionen-Betrug mit Fotos
Bares für Rares in einem Berliner Gerichtssaal
Machten die älteren Herrschaften mit gefälschten Kunstwerken berühmter Fotografen Kasse? Das müssen nun in Berlin die Richter klären.

Statt Fotokunst gab es wertlose Digitaldrucke: Wegen Millionenbetrugs wird nun einer mutmaßlichen Bande der Prozess gemacht. Zentrale Figur soll Stephan W. (55) gewesen sein - ein alter Bekannter der Justiz.
Der Geschäftsmann aus Hessen im dunklen Anzug aus der U-Haft vorgeführt. Mitangeklagt: Rechtsanwalt Arnold V. (72), Kfz-Mechaniker Denis M. (48), Steuerfachmann Carsten H. (60) und Inna K. (31) – sie hat dieselbe Berliner Adresse wie W.
Stephan W. gilt als ein „Mann ungeahnter Möglichkeiten“. Er verhalf zu diplomatischen Ehren: 2018 verschaffte er Ex-Tennis-Star Boris Becker einen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik – der schützte den Ex-Star allerdings nicht vor einem peinlichen Insolvenzverfahren in London.
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Ab Oktober 2020 soll Stephan W. – mehrfach vorbestraft wegen Betruges und damals im Zusammenhang mit einem anderen Verdacht gerade gegen Kaution in Millionenhöhe aus der U-Haft in München entlassen – groß ins Geschäft mit Fotokunst eingestiegen sein.
W. und Jurist V. gelten als Hauptakteure, Denis M. habe Beihilfe geleistet, so die Anklage. Die beiden weiteren Angeklagten sollen später mit von der Partie gewesen sein, um 1,5 Millionen Euro verschwinden zu lassen.
Bares für Rares im Berliner Gerichtssaal: Es geht um gefälschte Fotografien berühmter Fotografen
Es geht um gefälschte Werke berühmter Fotografen wie Helmut Newton, Cindy Sherman, Robert Mapplethorpe oder Nan Goldin. Eine Eigentümerin einer angeblich wertvollen Fotosammlung wurde erfunden: Nila Brenninkmeijer. Der Pass, den mutmaßliche Betrüger einsetzten, war mal niederländisch, mal litauisch. Ermittler stellten später fest: Der Ausweis war mit dem Bild einer australischen Ärztin versehen.
In verschiedenen Kunstspeditionen sollen die Fälschungen zahlungskräftigen Interessenten angeboten worden sein. Die Preise für wertlose Digitaldrucke bewegten sich laut Anklage zwischen 1,5 und 6,6 Millionen Euro.
Eine Schweizer Investmentfirma konnte getäuscht werden – für den gefälschten Schatz der erfundenen Nila wurden im November 2020 tatsächlich 1,5 Millionen Euro hingeblättert. Fast hätte auch eine New Yorker Galerie gezahlt – 2,4 Millionen Euro für acht Fotografien waren ausgemacht. Doch der Deal platzte, so die Staatsanwaltschaft: Die Bilder wurden im Juli 2021 beschlagnahmt.
Als die 1,5 Millionen Euro auf einem Konto waren, sollen alle Angeklagten mitgemacht haben, um die Spur des Geldes zu verschleiern, die Beute unauffindbar zu machen. Stephan W. wurde festgenommen, als er Ende März in Berlin aus einem Flieger stieg.
Der Angeklagte ist gesundheitlich angeschlagen nach einer OP
Schwerfällig ging es in den Prozess, für den der Richter bereits fast 30 Tage bis Ende September geplant hat: W. ist gesundheitlich angeschlagen nach einer OP. Seine Anwälte scheiterten mit einem Antrag auf Verschiebung des Prozesses.
Die Staatsanwältin hatte etwa die Hälfte der Anklage verlesen, als es W. schlechter ging – Prozess unterbrochen. Montag geht es weiter. Die Verteidiger wollen angreifen, in Stellungnahmen der Anklage widersprechen. Einer der drei Anwälte von W.: „Er ist ein ausgenutzter Vermittler, der über sehr gute Kontakte verfügt.“