Im Flughafen Tempelhof wartet Astrazeneca auf neue Impflinge. 
Im Flughafen Tempelhof wartet Astrazeneca auf neue Impflinge.  Foto: AFP/Tobias Schwarz

Es war leider wieder typisch Berlin: Nach der Freigabe des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca für alle über 60 Jahre alten Berlinerinnen und Berliner war die Hotline 9028-2200 am Donnerstag offenbar erst gestört und dann vollkommen überlastet.

Wer von den rund 300.000 jetzt Impfberechtigten zwischen 60 und 70 Jahren, die bislang keine Impfeinladung beispielsweise wegen chronischer Krankheit erhalten hatten, die Nummer wählte, durfte sich erst eine lange, widersprüchliche Bandansage anhören. Dann musste man auf die „1“ drücken, um einen Astrazeneca-Termin zu buchen.

Anschließend schwatzte die Bandstimme weiter, gab Datenschutz-Hinweise sowie die am Mittwoch bei Verkündung des neuen Angebots ausdrücklich ausgeschlossene Information, dass man sich den Termin auch online beschaffen könnte. Nach insgesamt etwa 2 Minuten und 15 Sekunden schließlich folgte die Mitteilung, dass alle Leitungen belegt seien, und man es doch bitte noch einmal versuchen sollte.

Für zehn Versuche brauchte man also fast eine halbe Stunde, um sich immer denselben Sermon anzuhören.

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Die (wie seit Monaten meist üblich) telefonisch nicht erreichbare Pressestelle der Senatsgesundheitsverwaltung von Dilek Kalayci (SPD) teilte am Mittag per Rundmail mit:  „Bei einer solch hohen Nachfrage an AZ-Impfungen kann es leider zu Verzögerungen und Wartezeiten kommen. Die Senatsverwaltung (…) bittet alle an einem Impftermin Interessierten um Geduld. Es sind nach wie vor genug Termine für die Impfung über 60-Jähriger in den Impfzentren verfügbar.“

„Neues Senatschaos“

Tim-Christopher Zeelen, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, erklärte zu der morgendlichen Störung: „Das neue Senatschaos  erinnert an einen Aprilscherz. Berliner über 60 Jahre bekommen entgegen der Ankündigungen heute keine Termine bei der Impf-Hotline. Sie werden damit vertröstet, dass hierfür erst das Buchungsprogramm angepasst werden müsse. Einmal mehr leistet sich SPD-Gesundheitssenatorin Kalayci einen schlimmen handwerklichen Fehler und verspielt damit Vertrauen. Wir erwarten, dass jetzt Tempo gemacht und die Panne schnellstmöglich behoben wird.“

Wer dann später bei der Hotline durchkam – bei Twitter meldeten sich einige Glückliche –  kann sich jetzt von Karfreitag bis zum 6. April im Impfzentrum im früheren Terminal C des  Flughafengebäudes Tegel immunisieren lassen, bis zum 11. April im Hangar 4 des Flughafengebäudes Tempelhof.

Bandansage gekürzt

Am Karfreitag war die Bandansage deutlich verkürzt worden, auch wenn sie noch immer mit der für Menschen ohne Einladung falschen Mitteilung aufwartete, man könne sich auch online anmelden. Mithilfe der Wahlwiederholung kamen Anrufer irgendwann in die Warteschleife, aus der etliche auch wieder herausflogen. Und dass, obwohl dem Vernehmen nach über 1000 Mitarbeiter verschiedener Callcenter die Anrufe entgegennahmen.

Die Warteschlange begann gegenüber vom Terminal C, bog dann ab und erstreckte sich vor dem Gebäude bis zum Eingang.
Die Warteschlange begann gegenüber vom Terminal C, bog dann ab und erstreckte sich vor dem Gebäude bis zum Eingang. Foto: Lehrke

Am Sonnabend beispielsweise bildete sich dann vor dem Impfzentrum Tegel eine etwa 200 Meter lange Warteschlange, die sich aber kontinuierlich weiterbewegte, so dass man nach etwa 30 Minuten drin war.

Die zahlreichen Leute vom Sicherheitsdienst wiesen Autos von Impfkandidaten auf dem benachbarten Parkplatz ein und holten Menschen mit Impfeinladung aus der wartenden Menge heraus, um sie direkt ins ehemalige Terminal C zu bringen. Im Impfzentrum funktionierte dann alles reibungslos, wofür viele Helfer sorgten. Am Ausgang wurden Schoko-Osterhasen verschenkt.

Die Auflösung der Impfreihenfolge war erfolgt, weil in Deutschland in der Regel keine Astrazeneca-Impfungen mehr bei Menschen unter 60 Jahren erfolgen sollen. Es hatte vorwiegend bei Frauen dieses Alters wenige Dutzend schwere Nebenwirkungen gegeben, von denen nach letztem Stand bundesweit neun Patienten starben.

Dieser Artikel wurde am Ostersonntag aktualisiert.