Reisende stehen auf  den Bahnsteigen im Berliner Hauptbahnhof, warten vergeblich auf ihre Züge.. (Photo by John MACDOUGALL / AFP)
Reisende stehen auf  den Bahnsteigen im Berliner Hauptbahnhof, warten vergeblich auf ihre Züge.. (Photo by John MACDOUGALL / AFP) AFP/John MacDougall

Jetzt ermittelt der Staatsschutz. Für die Ermittler ist klar: Dass der Bahnverkehr am Wochenende im Norden Deutschlands plötzlich stillstand, dahinter steckt Sabotage.  Züge fuhren nicht, Zehntausende Reisende kamen verspätet oder gar nicht ans Ziel, weil das Kommunikationssystem der Bahn lahm gelegt wurde. Sicherheitsexperten vermuten, dass der Geheimdienst des russischen Präsidenten Wladimir Putin hinter der Sabotage steckt.

Die Bahn als  Opfer eines gezielten Angriffs:  „Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen“, sagt ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin. „Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen.“ Lichtwellenleiterkabel am Karower Kreuz in Berlin und in Herne in NRW seien vorsätzlich  beschädigt worden, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind. Auch das Backup-System fiel aus.

Anschläge auf Signalsysteme gab es in der Vergangenheit öfter – meist in Berlin und dann auch nur an einem Ort. Gruppierungen der linksradikalen Szene bekannten sich meist dazu. Doch im aktuellen Fall ist es anders. Daher hält Sicherheitsexperte Peter Neumann einen Angriff Russlands auf die kritische Infrastruktur in Deutschland für denkbar.

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Der russische Präsident Wladimir Putin: Steckt sein Geheimdienst hinter der Bahn-Sabotage in Deutschland?
Der russische Präsident Wladimir Putin: Steckt sein Geheimdienst hinter der Bahn-Sabotage in Deutschland? dpa/Gavriil Grigorov

Bahn-Sabotage: „Russland hat Interesse daran, in Europa Panik zu verursachen“

Er glaube, dass die Plausibilität dafür „ziemlich hoch“ sei. „Russland hat schon ein Interesse daran, in Europa Panik zu verursachen und zu signalisieren, dass es ganz heftig das Leben lahmlegen kann“, sagte der Experte für Terrorismus und Geopolitik dem Sender RTL. Es sei erhebliches Wissen nötig, um diese Knotenpunkte anzugreifen. „Es waren wahrscheinlich nicht Amateure oder Einzeltäter, sondern es war etwas, das von Profis durchgeführt wurde.“

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Kriminaltechniker untersuchen in der Nähe vom S-Bahnhof Hohenschönhausen einen der Tatorte.
Kriminaltechniker untersuchen in der Nähe vom S-Bahnhof Hohenschönhausen einen der Tatorte. dpa/John Boutin

Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine warnte bereits der Berliner Verfassungsschutz vor Wochen vor möglichen Aktionen des russischen Geheimdienstes in der Hauptstadt und in anderen Teilen Deutschlands. Im Fokus von Putins Agenten stünde die sogenannte kritische Infrastruktur, zu denen Bereiche der Energiewirtschaft aber auch die Bahn gehört, hieß es.

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„Die Problematik hat sich mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verschärft“, sagt Grünen-Politiker Konstantin von Notz, der Vorsitzende des Parlamentarische Kontrollgremiums für die Geheimdienste im Bundestag. Wenngleich auch er darauf verweist, dass die Hintergründe der Bahn-Sabotage noch völlig unklar seien.

Vor russischen Angriffen auf die Infrastruktur warnt auch Bundeswehr-General Carsten Breuer.  „Jede Umspannstation, jedes Kraftwerk, jede Pipeline kann attackiert werden, kann ein mögliches Ziel sein“, sagte der Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr der „BamS“.

Selbstgebauter Sprengkörper an Bahnhof in Thüringen gefunden

Am Bahnhof Straußfurt in der Nähe von Erfurt in Thüringen ist am Sonntagvormittag ein selbstgebauter Sprengkörper gefunden worden. Ein Zeuge habe einen verdächtigen Gegenstand neben dem Bahnsteig gefunden und die Polizei alarmiert, teilte die Polizeiinspektion Sömmerda am Nachmittag mit. Wer den Sprengkörper am Bahnhof deponiert habe, sei bislang nicht bekannt.

Der Bahnverkehr in der Region wurde von der Bundespolizei vorübergehend unterbrochen, wie eine Polizeisprecherin auf Anfrage sagte. Der Sprengkörper sei durch Experten gesichert und abtransportiert worden, teilte die Polizei weiter mit.