Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft die Lehrkräfte in Berlin zu einem ganztägigen Warnstreik am 7. April auf.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft die Lehrkräfte in Berlin zu einem ganztägigen Warnstreik am 7. April auf. dpa/Nietfeldt

Das gibt neuen Ärger. Ausgerechnet am Prüfungstag für die Abitur-Jahrgänge will die Lehrergewerkschaft in Berlin streiken. Ist das nun unverschämt und egoistisch oder einfach nur gerecht?

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft die Lehrkräfte in Berlin zu einem ganztägigen Warnstreik am 7. April auf. „Unser Ziel ist ein Tarifvertrag, der die Verkleinerung der Klassen festlegen soll“, sagte GEW-Landesvorsitzender Tom Erdmann. Die GEW habe Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) zu Tarifverhandlungen aufgerufen. Da dies laut Erdmann aber bisher erfolglos blieb, habe man sich entschieden, den Weg des Warnstreiks zu gehen.

Wie viele Lehrer sich daran beteiligen könnten, sagte die GEW nicht. Ihre Forderungen sind glasklar

Konkret fordert die GEW etwa bei Grundschulen, die Klassengröße auf 19 Schülerinnen und Schüler zu begrenzen. Bisher sind aktuell bis zu 26 Kinder pro Grundschulklasse erlaubt. Außerdem soll ab einer Schulgröße von 2000 Schülerinnen und Schülern eine Schulpsychologenstelle eingerichtet werden und pro 150 Schüler eine Sozialpädagogenstelle.

Wie viele Lehrer streiken, ist noch unklar

Kleinere Klassen hätten viele Vorteile. Sie verringerten die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte und steigerten die individuelle Förderung der Kinder, sagte Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Tarifpolitik bei der Berliner GEW. Das dürfte sicher im Interesse vieler Eltern liegen und auch im Interesse der Schüler selbst.

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Wie viele Lehrkräfte für das Vorhaben zusätzlich benötigt würden, kann nach Albers’ Angaben nicht genau ausgerechnet werden. Das hänge von vielen Faktoren ab. „Es kann auch sein, dass die Köpfe, die da sind, weniger belastet und dadurch nicht so oft krank werden oder sich nicht gezwungen fühlen, in Teilzeit zu gehen. Das heißt, die Ressourcen, die da sind, könnten auch besser genutzt werden“, sagte sie.

Streik soll den Berliner Lehrermangel beenden

Nach ihren Angaben arbeiten derzeit rund 30 Prozent der Berliner Lehrkräfte in Teilzeit. Es sei vorstellbar, dass einige von ihnen zur Vollzeit zurückkehrten, wenn die Klassen kleiner würden.

Allerdings ist der Krankenstand bei Berliner Lehrern hoch. Sie sind pro Jahr im Durchschnitt an 39 Tagen krankgeschrieben. An Grund- und Sekundarschulen liegt der Krankenstand dabei am höchsten, dort fehlen die Lehrkräfte und schulischen Mitarbeiter mehr als 40 Tage, an Gymnasien sind es „nur“ 30 Tage. Teilzeit in Vollzeit umzuwandeln, würde also nur bedingt etwas bringen und den Krankenstand vermutlich weiter erhöhen.

Kleinere Klassen könnten sich allerdings positiv auf den Lehrermangel auswirken. „Wenn Lehrkräfte wissen, in Berlin sind die Klassen kleiner, da ist die Belastung niedriger, dann könnte es vielleicht zu einer Zuwanderung der Fachkräfte kommen“, sagte Albers.

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Ein solcher Tarifvertrag wäre ein bundesweites Novum für bessere Bedingungen an den Schulen, meinte Udo Mertens, Leiter des Vorstandsbereichs Tarifpolitik der GEW Berlin. „Das wäre ein absoluter Paradigmenwechsel, weil die Arbeitsentlastung bisher nicht mitgedacht wurde.“