Echt zum Gruseln: Diese zwei Skelette tanzen in der Ausstellung „Skullmapping – Projected Art“ im „Neukölln Speicher“.
Echt zum Gruseln: Diese zwei Skelette tanzen in der Ausstellung „Skullmapping – Projected Art“ im „Neukölln Speicher“. Sabine Gudath

Kaum zu glauben, aber in unserer Stadt ist jetzt wirklich die Hölle los. Da tanzen plötzlich Skelette mitten auf der Straße! Oder es treiben kleine Köche an Esstischen ihr Unwesen. Klingt irgendwie gespenstisch, aber es passiert tatsächlich – im „Neukölln Speicher“ direkt neben dem Estrel-Hotel.

In dem Gebäude findet ab Donnerstag (27. April) die kleine Horror-Show in Form einer einmaligen Ausstellung statt. „Skullmapping – Projected Art“ heißt die Schau, in der scheinbar ganz normale Bilder und Gegenstände lebendig werden. So wie in den Gespensterfilmen aus Hollywood, wo nachts in Museen die Ausstellungsstücke plötzlich zum Leben erwachen.

Nichts für schwache Nerven: Das Kopfsteinpflaster bricht auf, aus dem Untergrund tauchen zwei Skelette auf

Da wäre etwa der festlich gedeckte Tisch, auf dem plötzlich ein nur daumengroßer Koch mit seinen Mini-Gehilfen auftaucht, kichernd über Teller, Messer und Gabeln grabbelt. In Sekundenschnelle zaubert das kleinste Küchen-Team der Welt einen herrlichen Salat als Vorspeise und ein saftiges Steak zum Hauptgang.  Zum Greifen echt – aber leider nur eine optisch geschaffene Illusion.

Nichts für schwache Nerven ist in der Schau „Skullmapping – Projected Art“ auch die 3D-Projektion, die den Verfall des menschlichen Körpers darstellt.
Nichts für schwache Nerven ist in der Schau „Skullmapping – Projected Art“ auch die 3D-Projektion, die den Verfall des menschlichen Körpers darstellt. Sabine Gudath

Ein paar Ecken weiter steht der Besucher in der Schau mitten auf einer alten Straße. Das Kopfsteinpflaster bricht auf, aus dem Untergrund tauchen zwei Skelette auf, die dann einen Tango tanzen. Noch mehr Horror bietet die 3D-Projektion eines Toten, die den Verfall des menschlichen Körpers darstellt.

Märchenhaft schön: In der Schau „Skullmapping – Projected Art“ schwebt Liebes-Engel Amor mit Pfeil und Bogen aus einem Rubens-Gemälde.
Märchenhaft schön: In der Schau „Skullmapping – Projected Art“ schwebt Liebes-Engel Amor mit Pfeil und Bogen aus einem Rubens-Gemälde. Sabine Gudath

Weniger gruselig, dafür märchenhaft schön wird es an einer Wand mit nachgebildeten Rubens-Gemälden. Da erwacht auf dem Bild „Diana kehrt von der Jagd zurück“ ein kleiner Engel, der aus dem Bild herausflattert, sich Pfeil und Bogen besorgt, um als Amor zum Nachbarbild zu fliegen, um dort einen anderen Engel mit seinem Liebespfeil zu treffen.

Das alles ist das Werk von zwei „Hexenmeistern“, den belgischen Künstlern Filip Sterckx (37) und Antoon Verbeeck (58), die sich Kunstkollektiv „Skullmapping“ nennen. Dass ihre zwölf „toten“ Installationen in der Ausstellung wie durch einen geheimen Zauber zum Leben erweckt werden, ist aber kein Hexenwerk. „Das geschieht mittels moderner Animations- und 3D-Technik“, sagt Sterckx.

Das sei so ähnlich wie bei einem modernen Animationsfilm, erklärt der Künstler, der aus diesem Metier kommt. Am Computer werden Figuren und Szenen, die Künstlerkollege Verbeeck gezeichnet hat, in Bewegung gesetzt. Die Animationen werden dann in der Schau über 20 Projektoren auf Bilder und Gegenstände übertragen.

Antoon Verbeeck und Filip Sterckx erwecken in der Schau „Skullmapping – Projected Art“ Kunstwerke zum Leben.
Antoon Verbeeck und Filip Sterckx erwecken in der Schau „Skullmapping – Projected Art“ Kunstwerke zum Leben. Sabine Gudath

Tanzende Skelette in Neukölln: 20 Projektoren sorgen für die perfekte Illusion

Daher können in der Ausstellung nicht nur Skelette tanzen oder Mini-Köche über einen Tisch spazieren. Mithilfe der Technik schafft es auch ein kleines Äffchen, aus einem Gemälde zu steigen, um im ganzen Raum einem kleinen herumfliegenden Flugzeug hinterherzujagen. Über Lautsprecher kommen dazu die passenden Geräusche. „Von der Idee bis zur Realisierung dauert es etwa ein Jahr, bis so ein Kunstwerk fertig ist“, sagt Sterckx.

Gespenstisch sind diese tierischen Kreaturen, die aus einer Nachbildung eines Gemäldes des Meisters Pieter Bruegel d. Ä. steigen.
Gespenstisch sind diese tierischen Kreaturen, die aus einer Nachbildung eines Gemäldes des Meisters Pieter Bruegel d. Ä. steigen. Sabine Gudath

Seit 2009 machen der Maler Antoon Verbeeck und der Animationskünstler Filip Sterckx gemeinsame Sache. Einige ihrer Werke sah man bereits bei großen Lichtfestivals etwa in Schweden oder in Mexiko, wo sie auf Gebäude projiziert wurden. Die Installation mit dem Rubens-Engel war sogar eine Zeitlang die Attraktion auf dem Airport in Brüssel.

Die beiden Künstler sind besonders stolz darauf, dass ihre Geschichte mit dem kleinsten Koch der Welt inzwischen auch Einzug in Restaurants gehalten hat, die in vielen Städten unter dem Namen „Le Petit Chef“ laufen. Auch  im Berliner Grand Hyatt-Hotel gibt es diese Animations-Show auf dem Tisch, bevor den Gästen das richtige Essen serviert wird.

Man muss schon in der Ausstellung genau hinsehen, um auf den Teller den kleinsten Koch der Welt zu entdecken.
Man muss schon in der Ausstellung genau hinsehen, um auf den Teller den kleinsten Koch der Welt zu entdecken. Sabine Gudath

Die Hauptattraktion in der Neuköllner Ausstellung ist allerdings keine Installation, sondern ein Horror-Trip der besonderen Art, in dem der Zuschauer selbst im Mittelpunkt steht. Über eine Virtual-Reality-Brille laden die Künstler zur gespenstischen Flussfahrt ein, bei der man bei einem gruseligen Fährmann im Kahn sitzt, der einen ins Reich der Toten hinüberschippert. Wie gesagt, in Berlin ist die Hölle los!

Die Schau „Skullmapping – Projected Art“ ist ab 27. April bis 30. Juli im „Neukölln Speicher“ (Ziegrastr. 1) zu sehen (Di., Mi., So. 10–18 Uhr/Do., Fr., Sa. und an Feiertagen 10–20 Uhr). Eintritt: 18 Euro (Di.–Fr.), 20 Euro (Wochenende und Feiertage). Für Kinder ab 7 bis einschließlich 15 Jahre kostet der Eintritt 10 Euro bzw. 12 Euro.