„Auch ein obdachloser Mensch hat einen würdevollen Abschied verdient!“
Arnikko Schmöckewitz starb mit 75 Jahren auf der Straße. Seine Freunde wollen für ihn jetzt eine Beerdigung in Pankow organisieren und bitten um Spenden

Privat
Arnikko (75+) starb am 14. Juli. Niemand war bei ihm, als sein Herz aufhörte zu schlagen. Zwei Jugendliche fanden ihn leblos in seinem „Little Home“, einem Mini-Haus für Obdachlose an der Uhlandstraße in Pankow. Menschen wie Arnikko, die auf der Straße leben, werden normalerweise still und leise auf irgendeinem Friedhof bestattet, ohne dass es irgendjemand groß interessiert. Doch Arnikko soll nicht das gleiche Schicksal ereilen. Darüber sind sich seine Freunde aus dem Kiez einig. Deshalb organisieren sie für Arnikko eine ganz besondere Beerdigung.
„Arnikko soll zurück nach Hause. In den Kiez, in den er seit sechs Jahren gelebt hat, soll er auch beigesetzt werden“, sagt Norbert Raeder. Der Bezirkspolitiker und Gastronom aus Reinickendorf gehört zu den Menschen, die Arnikko seit Jahren kennen und ihm die letzte Ehre erweisen wollen. Am 29. September um 10.30 Uhr wollen sie ihn auf dem Friedhof an der Uhlandstraße in Pankow zu Grabe tragen. Dort soll er anonym, also ohne einen Hinweis auf seine Identität, bestattet werden.
Arnikko, der sich selbst so genannt hat und noch den Nachnamen Schmöckewitz dazu gegeben hat, heißt nicht wirklich so. Doch seinen richtigen Namen kennt niemand. Er hatte keinen Personalausweis und es existiert kein einziges Dokument von ihm. „Die Polizei konnte seine Daten nicht ermitteln und somit auch keine Angehörigen von ihm“, sagt Norbert Raeder. Er vermutet, dass Arnikko mit seiner Vergangenheit abschließen wollte und sich deshalb ein neues Ich verpasst habe. In der Nachbarschaft an der Uhlandstraße war er unter Arnikko fast jedem ein Begriff. Zuletzt wohnte er dort seit Anfang des Jahres in einem Little Home. Davor in einem Waldstück im Zelt und später auf einem Firmengelände unter einem Schirm. Sechs Jahre lang lebte der Mann mit dem langen grauen Rauschebart unter den Menschen im Kiez. Sie in ihren Wohnungen oder Häusern, er obdachlos auf der Straße. „Es gab viele, die ihn mochten, aber auch andere, bei denen er nicht so willkommen war“, erzählt Raeder.
Dass Arnikko die letzten Monate im Little Home wohnen konnte, hat er Norbert Raeder zu verdanken, der sich in Berlin für bedürftige Menschen einsetzt. „Als ich Arnikko zum ersten Mal begegnete, war ich erschrocken. Er hat zwischen Ratten, verdorbenen Lebensmitteln und Müllbergen gehaust“, erinnert sich Raeder. Er habe eine ganze Stunde mit ihm zusammen gesessen und schnell sei klar gewesen, dass er dringend Hilfe benötige. Bereits einen Tag später habe er einen Kontakt zu einem Entsorgungsunternehmen hergestellt, das vier Container Müll auf eigene Kosten beseitigte. Eine Ärztin habe Arnikkos verwundeten Füße versorgt, ein Frisör seine Haare geschnitten und ein Seelsorger seine Probleme angehört.
„Als Arnikko kurz darauf auf einem Stuhl vor seinem eigenen kleinen Heim saß, sah er sehr glücklich aus“, sagt Raeder. Nachbarn hätten ihm täglich eine warme Mahlzeit gebracht und mit Lebensmitteln versorgt. Arnikko habe keine Hilfe vom Staat gebraucht. Doch er konnte sein neues Zuhause nicht mehr lange genießen. Ein halbes Jahr später verstarb er an Altersschwäche. Es gibt zwar keine Angehörigen, die um ihn trauern, aber dafür Menschen, die sich wie Norbert Raeder um ihn kümmerten.
Sie wollen ihm einen schönen Platz auf dem Friedhof aussuchen und Blumenschmuck für seine Beisetzung. Ein Künstler soll für ihn „Rainbridge“ singen und ein Pfarrer ein paar Sätze über Arnikkos Leben sprechen. Seine Freunde haben schon Spenden für die Trauerfeier organisiert, den anderen Teil übernimmt der Staat. Wer Arnikkos Freunde unterstützen möchte, kann sich an Norbert Raeder www.kastanienwaeldchen.de wenden. Er sagt: „Wir wollen es Arnikko schön machen und ein Zeichen setzen, dass auch ein Obdachloser ein Mensch ist und einen würdevollen Abschied verdient hat“, sagt Norbert Raeder.