Depressionen sind eine weit verbreitete Krankheit, die zu Selbstmordgedanken führen kann.
Depressionen sind eine weit verbreitete Krankheit, die zu Selbstmordgedanken führen kann. Marijan Murat/dpa

Ein Berliner Arzt muss sich in Kürze vor Gericht verantworten, weil er einer Frau beim Selbstmord geholfen hatte. Ihm droht eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren wegen Totschlags in zwei Fällen, weil der erste Versuch gescheitert war. 

Schwerste Depressionen: Frau (37) kam mit ihrem Studium nicht voran – und wollte sterben

Die Frau (37), die wegen 2005 erstmals aufgetretenen schwersten Depressionen mit ihrem Studium der Veterinärmedizin nicht vorankam, war bei verschiedensten Ärzten in Behandlung. 2021, als es ihr in einer akuten Depressions-Phase besonders schlecht ging, wollte sie ihrem Leben ein Ende setzen.  

Sie suchte nach Möglichkeiten, sich zu töten. Dabei stieß sie auf den damals 72 Jahre alten Internisten, der sich seit 2020 in einem Sterbehilfeverein engagiert hatte. 

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Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt vor, die Verzweiflung des späteren Todesopfers verstärkt zu haben

Die Staatsanwaltschaft erklärte, der Todeswunsch sei „jedoch Teil des Krankheitsbildes einer Depression, was dem Arzt laut Anklage bewusst war. Dennoch soll er die Frau in ihrer Ansicht bestärkt haben, dass es keine weiteren zielführenden Therapiemöglichkeiten und damit keine Hoffnung auf eine langfristige Besserung ihrer gesundheitlichen Situation mehr gebe.“

Seine Aussage habe ihre Krankheit noch verschlimmert. Strafbar habe sich der Mann außerdem gemacht, weil die Frau wegen ihrer Krankheit nicht mehr in der Lage war, „einen freien Willen “zu bilden, und er das als Arzt eben gewusst habe.

Deshalb wirkt laut Staatsanwaltschaft in diesem Fall auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 2020 nicht, das die Hilfe beim Suizid für verfassungsgemäß und im Grunde straffrei gestellt hatte.

Zum Sterben ging die Frau in ein Hotel

Der frühere Krankenhaus- und spätere Hausarzt, der seine Praxis  aufgegeben hatte, gab ihr laut Anklage am 21. Juni 2021 tödlich wirkende Tabletten. Die Frau nahm sie ein, überlebte aber, weil sie sich erbrach. 

Die Berliner Studentin startete die Infusion mit einer tödlichen Medikamenten-Konzentration selbst, den Zugang hatte der Arzt gelegt.
Die Berliner Studentin startete die Infusion mit einer tödlichen Medikamenten-Konzentration selbst, den Zugang hatte der Arzt gelegt. Alexandru Pavalache/imago

Am 12. Juli 2021 jedoch gelang der Selbstmord: Die Frau traf sich in einem Hotelzimmer in Lichterfelde mit dem Arzt, der ihr eine Infusion mit einem Medikament legte, das in hoher Konzentration tödlich wirkte. Die Frau soll die Infusion dann selbst ausgelöst haben und binnen weniger Minuten gestorben sein.

Der Arzt stellte daraufhin einen Totenschein aus und rief die Polizei.

Angeklagt ist er wegen Totschlags in mittelbarer Täterschaft in zwei Fällen, dazu zählt auch der gescheiterte Versuch mit den Tabletten, hier verbunden mit dem Vorwurf gefährlicher Körperverletzung. 

Bei psychischen Krisen gibt es in Berlin ein breites Hilfsangebot

Wer sich – aus welchen Gründen auch immer – mit Selbstmordgedanken trägt, kann in Berlin verschiedenste Hilfsangebote wahrnehmen. Sie sind auf der Internetseite (www.berlin.de/lb/psychiatrie/hilfe-in-krisen/) der Landesbeauftragten für psychische Gesundheit zu finden.