Der britische Musiker Roger Waters bei dem Auftakt seiner Deutschland-Tour „This Is Not A Drill“ in der Barclays Arena in Hamburg. 
Der britische Musiker Roger Waters bei dem Auftakt seiner Deutschland-Tour „This Is Not A Drill“ in der Barclays Arena in Hamburg.  Daniel Bockwoldt/dpa

Dem britischen Musiker Roger Waters (79) wird seit Jahren Antisemitismus vorgeworfen. Jetzt ist er mit seiner „This Is Not A Drill“-Tour in Deutschland unterwegs. Über seine Haltungen, seine Konzerte und mögliche Auftrittsverbote für den Ex-Pink-Floyd-Star wird heftig diskutiert. Am heutigen Mittwoch und am Donnerstag tritt Waters in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin auf.

Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen der Palästina-Politik aufruft. Bei Konzerten ließ er Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer - ohne den Davidstern.

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Zudem hatte Waters mit Äußerungen zum Ukraine-Krieg für Kritik gesorgt. So warf er dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj „extremen Nationalismus“ vor und rief den Westen auf, Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen. Pink-Floyd-Songwriterin Polly Samson bezeichnete Waters in einem Tweet darauf als „antisemitisch“ und als „Putin-Apologeten“. 

Neuer Kultursenator Chialo kritisiert Antisemitismus

Vor den Berlin-Konzerten von Roger Waters kritisierte auch der neue Kultursenator Joe Chialo Auftritte des britischen Musikers als antisemitisch. „Ein wertvolles Gut wie die Meinungs- und Kunstfreiheit darf niemals als Freibrief für Antisemitismus missbraucht werden“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presseagentur. Roger Waters hatte bereits Auftritte in Hamburg und Köln. 

Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, Meron Mendel, hält ein Verbot der Berliner Konzerte des Ex-„Pink Floyd“-Musiker Roger Waters für keine gute Idee. Dies sei unrealistisch und verstoße gegen die Meinungsfreiheit, sagte der israelisch-deutsche Pädagoge am Mittwoch im RBB-Inforadio. Die Forderung der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus nach einem Verbot der Konzerte sei „ein klares Beispiel für Symbolpolitik“, unrealistisch und nicht umsetzbar.

Mendel sagte, er lehne die politischen Positionen von Roger Waters ausdrücklich ab, fordere aber kein Auftrittsverbot. Die Verbotsforderung sei nicht von der Rechtsordnung gedeckt. Dabei verwies er auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts in Frankfurt am Main, wonach eine Absage des Konzerts rechtswidrig sei. „Und das ist auch die Rechtslage für Berlin“, sagte Mendel.

Mendel empfiehlt Debatte über Waters' Äußerungen

Der Pädagogikprofessor empfahl, über Waters' Äußerungen zu debattieren, sodass sich jeder eine eigene Meinung dazu bilden könne. Die einfachste Strategie des Protestes sei, keine Tickets für die Konzerte zu kaufen: „Wenn die Konzerte von Waters in Deutschland einfach leer bleiben, wird er auch nicht mehr in Deutschland auftreten.“ Zur Meinungsfreiheit gehöre außerdem, vor den Konzerthallen zu protestieren.

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Vor dem Roger-Waters-Konzert am Sonntag in München wollen Kritiker genau das tun - gegen seinen Auftritt protestieren. Nach Angaben des Kreisverwaltungsreferates vom Mittwoch plant das Bündnis „München ist bunt!“ eine Protestaktion mit bis zu 200 Teilnehmern „gegen jeden Antisemitismus“.

Die Stadt München hatte sogar erwogen, das Waters-Konzert an diesem Sonntag in der Olympiahalle zu verbieten. Es sei aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich, den Vertrag mit dem Konzertveranstalter außerordentlich zu kündigen, heißt es in einem Stadtratsbeschluss.