Nie wieder Knöpfe anfassen
Ansteckungsgefahr: Berliner erfindet neuen Corona-Finger
Mit dem ‚6. Finger‘ von Tammy Bescht (29) kann man es vermeiden, in der Öffentlichkeit Automaten, Türklinken und Haltegriffe zu berühren. Das soll helfen, eine Infektion mit dem Coronavirus zu umgehen.

Seit Beginn der Corona-Welle blicken viele Berliner ganz anders auf die Dinge, die ihnen im Alltag begegnen. Haltegriffe in der Bahn, Tasten am Geldautomaten, Türklinken – was vorher normal war, scheint plötzlich verseucht zu sein. Da kommt diese Erfindung richtig: Der Berliner Tammy Bescht brachte jetzt den „6. Finger“ auf den Markt, ein Werkzeug, mit dessen Hilfe man im Alltag nichts mehr anfassen muss.
Ist dieses Werkzeug die Zukunft des Hauptstadt-Alltags? Es könnte passieren – denn der „6. Finger“, den Tammy Bescht vertreibt, könnte bei vielen Berlinern die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus mindern. Hinter dem skurrilen Namen verbirgt sich ein kleines Werkzeug, geformt wie die Zahl Sechs. Durch das große Loch steckt der Nutzer seinen Finger. Mit Haken und Taster am anderen Ende können dann Türklinken bedient, Tasten gedrückt und Touchscreens genutzt werden, ohne dass man sie selbst berühren muss. „Das Werkzeug ist aus Kupfer hergestellt, weil sich das Virus laut Studien auf diesem Material am wenigsten hält“, erklärt der Erfinder.
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Auf die Idee kam der 29-Jährige beim Surfen im Internet. „Ich bin seit einiger Zeit in der 3D-Druck-Szene unterwegs – und entdeckte im englischsprachigen Raum ein Tool, mit dem man Türklinken bedienen konnte“, sagt Bescht. Die Daten zur Herstellung waren frei verfügbar – also nutzte er die Vorlage, ergänzte und modifizierte sie. „Ich wollte eine Abrutschsicherung, damit man sich damit auch an den Haltegriffen in den Bahnen festhalten kann. Und der Taster am vorderen Ende wurde größer, damit auch Touchscreens darauf reagieren.“ Zusätzlich entwickelt Bescht derzeit eine Hülle für den „6. Finger“ – sie schützt davor, dass sich Keime in der Tasche vom Werkzeug auf andere Gegenstände übertragen.

Bescht ließ eine Probeauflage von 600 Stück anfertigen, finanzierte alles selbst. Weitere 1200 sind in Planung. „Man kann den sechsten Finger sogar an Selbstbedienungstheken im Supermarkt nutzen oder damit Mülltonnen öffnen und verschieben“, sagt Bescht. Das Werkzeug sei aber nur eine „weitere Ebene des Schutzes“, sagt er. „Händewaschen, das Tragen einer Maske, Sicherheitsabstände und Co. müssen selbstverständlich weiter befolgt werden.“ Es ist nicht die erste Erfindung aus seiner Werkstatt: Der Berliner, der zwei Jahre mit dem Fahrrad quer durch Europa radelte und erst aufgrund der Corona-Pandemie in einer Berliner WG unterschlüpfte, versuchte immer wieder, sich das Leben zu erleichtern. „Ich wandere sehr viel, musste aber immer wieder feststellen, dass große Teile der Outdoor-Ausrüstung nicht komplett durchdacht sind.“ Rund 30 Dinge habe er erfunden, um die Zeit im Freien angenehmer zu gestalten.
Es wird sich zeigen, ob sich der 6. Finger durchsetzt – Bescht hofft darauf. Denn: Der Finger schütze nicht nur den Träger, sondern auch andere. Wer ihn benutzt, bringt auch seine eigenen Keime nicht auf Oberflächen auf. Und: Beschts Anliegen ist auch die Nachhaltigkeit, sagt er. „Wenn sich das Werkzeug durchsetzt, würde man auch weniger Einweghandschuhe verbrauchen. Damit würde weniger Müll entstehen – und die Gefahr reduziert werden, dass die medizinische Grundversorgung eingeschränkt wird.“