Andrej Hermlin erfreut seit Jahren mit seinem Swing Dance Orchestra das Publikum.
Andrej Hermlin erfreut seit Jahren mit seinem Swing Dance Orchestra das Publikum. Foto: imago-images/stock & people

Berlin - Die Clubs sind dicht, Opern- und Konzerthäuser geschlossen. Die Musik scheint in Berlin in der Öffentlichkeit verstummt zu sein. Nicht ganz: Der Berliner Swing-König Andrej Hermlin (55) präsentiert jetzt täglich von seinem Wohnzimmer aus kleine Konzerte, um den Menschen in der Stadt und in der ganzen Welt während der Corona-Krise Mut zu machen. Über das Internet, wo Hermlins Aufführungen jeden Abend zu sehen sind.

Am vergangenen Sonntag, um 19 Uhr, ging es los. Andrej Hermlin sitzt in seinem Pankower Wohnzimmer am Klavier, zwei befreundete Musiker, Jack Latimer und Daniel Duspiwa, spielen Gitarre und Saxofon. Sohn David begleitet den Vater am Schlagzeug. Tochter Rachel singt am Mikrofon Swing-Hits wie „Bei mir bist du schön“.

Das Wohnzimmer-Konzert von Andrej Hermlin, am Mirkrofon singt seine Tochter Rachel.
Das Wohnzimmer-Konzert von Andrej Hermlin, am Mirkrofon singt seine Tochter Rachel. Foto: Facebook/Hermlin

„Ob in Berlin oder anderswo auf der Welt: Wir alle machen gerade schwere Zeiten durch“, sagte Hermlin dem KURIER. „Der Frühling fängt draußen an und wir können uns wegen Corona darüber nicht so recht freuen. Das kulturelle Leben steht still. Was ist ein Land ohne Musik, die Menschen Freude bereitet? Daher mache ich mit der Musik weiter. Da wir nicht mehr öffentlich auftreten können, spielen wir eben in meinem Wohnzimmer.“

"Solidarität mit den Menschen in der Corona-Krise zeigen"

Jeden Abend, um 19 Uhr, will Hermlin mit seinen Kindern und Freunden ein kleines Konzert geben. So lange, wie die Corona-Krise dauert, sollen die halbstündigen Mini-Shows erklingen, die auf Hermlins Facebook-Seite live übertragen werden. Auch über den Instagram-Account seines Sohnes David sind die Mutmach-Konzerte zu sehen. 8500 Menschen verfolgten die erste Show, so Hermlin. „Die Konzerte sollen auch bald über Youtube laufen.“

Es geht Hermlin darum, Solidarität mit den Menschen zu zeigen, die besonders unter der jetzigen Krise leiden. Daheim in Quarantäne sein müssen oder sich nicht mehr in die Öffentlichkeit wagen, weil sie zu den Risikogruppen gehören. „Es gibt zwei Wege: Entweder, die Gesellschaft fällt wegen des Virus zusammen oder sie wächst wirklich zusammen“, sagt Hermlin. „Letzteres wollen und müssen wir erreichen.“ Hermlin denkt auch an die Künstler, die nun wegen Corona nicht auftreten dürfen, keine Einnahmen haben. „Während der Konzerte rufe ich für sie zu Spenden auf.“