Wetterkapriolen
An 465 Orten kann Berlin bei Starkregen überflutet werden
Die Berliner Wasserbetriebe erproben ein Sensornetz, dass schneller vor Überflutungen warnen soll.

Morris Pudwell
Die Wetterkapriolen der vergangenen Tage halten die Feuerwehr in Atem. Sie musste am Sonntagabend sogar den Ausnahmezustand ausrufen, weil sie wegen unzähliger wetterbedingter Einsätze gerufen wurde.
An der Marzahner Chaussee in Friedrichsfelde lief eine S-Bahn-Unterführung voll. Nach Angaben von Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein musste auch ein Rüstwagen angefordert werden, weil die Polizei eine eingeschlossene Person meldete, die aus einem Auto befreit werden musste.
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Einige solcher Gefahrenstellen, die immer wieder mit Wasser volllaufen, kennen die Feuerwehrleute schon länger. Dazu zählt zum Beispiel die S-Bahn-Unterführung in der Rummelsburger Schlichtallee. Dort stand das Wasser auch am Sonntagabend wieder, weshalb die Feuerwehr zum Abpumpen gerufen wurde. Diese Unterführung ist deshalb so tief, weil laut Bezirk die hohen Müllfahrzeuge durchpassen müssen, die zum BSR-Recyclinghof an der Fischerstraße fahren.
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Gefährdet ist der Gleimtunnel, der Prenzlauer Berg und Wedding miteinander verbindet
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Gleimtunnel, der Prenzlauer Berg und Wedding miteinander verbindet. Bei einem Unwetter vor fünf Jahren standen dort die Autos bis zum Dach im Wasser, sie wurden weggeschwemmt und stapelten sich zum Teil übereinander. 2019 passierte in dem Tunnel Ähnliches. Auch am Sonntag flossen die Wassermassen dort hinein, allerdings stiegen sie nicht so hoch an.
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Ansonsten ist es nach Angaben von Feuerwehr und Polizei meist Zufall, wo sich regenbedingt auf den Straßen Seen bilden. In einem sogenannten Überstauatlas ermittelten die Wasserbetriebe im öffentlichen Straßenland insgesamt größere 465 Senken, in denen es passieren kann, dass das Wasser bei Starkregen mindestens kniehoch steht. So musste die Feuerwehr schon an der S-Bahn-Unterführung Marktstraße zwischen den Bahnhöfen Ostkreuz und Rummelsburg abpumpen. Auch unter den Yorkbrücken in Kreuzberg sammelt sich ebenfalls schnell Regenwasser an, ebenso unter dem S-Bahnhof Zehlendorf. Am Sonntagabend stand durch den Regen plötzlich die Straße am Tierpark samt Bürgersteig komplett unter Wasser.
Die Gefahr von Starkregen bleibt die nächsten Tage hoch
Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, verweist auf ein Forschungsprojekt, das in diesem Jahr abgeschlossen wird. Dabei werden Sensoren in Gullys, Schächten und Stromverteilern angebracht. Sie messen die durch den Regen anfallenden Wassermengen. Dadurch könnten Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste genauer informiert - und auch gewarnt werden, welche Straßen und Unterführungen sie im Augenblick besser nicht nutzen. Laut Natz zeigen sich bei dem Forschungsprojekt mit dem Namen „Sensare“ gute Ergebnisse, und man könnte das Projekt stadtweit anwenden, wenn Berlin die Finanzierung sichert. „So können wir die Lücke schließen zwischen den Prognosen der Wetterdienste und dem realen Geschehen“, so Natz.
Tief „Dirk“, das sich über der Nordsee festgesetzt hat, und ein Hoch im Süden schaufeln laut Deutschem Wetterdienst auch am Dienstag noch feucht-heiße Luft bis in den Nordosten Deutschlands, bevor sich das Wetter beruhigt. Demnach bleibt die Gefahr von Starkregen zunächst hoch.