Am Montag erbeten, am Mittwoch geliefert: Vivantes schenkt der Ukraine medizinisches Material
Ukrainischer Botschafter dankt, die Spende werde dringend für die Kriegsopfer gebraucht: „Es gibt Tausende von Verletzten.“

Das ging schnell: Am Montag fragte der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk bei der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) an, ob Berlin helfen könne. Am Mittwoch früh war ein Sattelschlepper voll mit medizinischem Material in der polnischen Stadt Pruzskow bei Warschau, von wo aus die Spenden aus dem Bestand von Vivantes in die Ukraine weiterverteilt werden sollen.
Rund 30 Paletten unter anderem mit Medikamenten, Infusionslösungen, Verbandsmaterial, Desinfektionsmitteln, Kitteln, Windeln und Trinkwasser waren auf dem Lkw der Firma Loca Logistic, den der Disponent Peter Groß (30) am späten Abend nach Polen steuerte. Das Material stammte aus verschiedenen Lagern, wurde schnell zusammengestellt und in Spandau zentral in den Sattelschlepper verladen.

„Ich bin gut durchgekommen“, berichtete Groß dem KURIER, er war sogar anderthalb Stunden zu früh am Ziel: Das Logistikzentrum macht erst um 8 Uhr morgens auf. Nach der vorgeschriebenen Pause von neun Stunden sollte es dann zurück nach Berlin gehen.

Die Spenden, die am Dienstagabend vor der ukrainischen Botschaft (Albrechtstraße, Mitte) von Giffey und der Vivantes-Geschäftsführerin Dorothea Schmidt an Melnyk formal übergeben worden waren, würden dringend gebraucht, erklärte der Botschafter: „Es gibt Tausende von Verletzten.“ Bombardierung und Beschuss ukrainischer Städte seien inzwischen schlimmer als im syrischen Aleppo.
Seitens des städtischen Klinikkonzerns Vivantes hieß es, die Spende, der weitere folgen sollen, werde keine Lücken in die Versorgung in Berlin reißen. Man werde nachbestellen.

Der kleine „Staatsakt“ vor der Botschaft war gleichsam eingebettet in andere Solidaritätsbekundungen. Der englische Regisseur Peter Cant zündete Kerzen auf dem Gehweg an, wo andere Menschen schon Blumen und Plakate gegen Putins Krieg niedergelegt hatten. Cant arbeitet mit der ukrainischen Schauspielertruppe „Hooligan Art Community“ zusammen, deren Mitglieder jetzt in der einen oder anderen Form in der Ukraine untergetaucht seien. Cant: „Sie sind so jung, so stark, so frei, so weise. Die besten Schauspieler, mit denen ich jemals gearbeitet habe.“

Ein paar Meter weiter sah es blau-gelb am Deutschen Theater aus, vor der Tür sangen ukrainische Künstlerinnen und Künstler, begleitet von Musikern des Kreuzberger ogalala-Theaterkollektivs. Zuvor hatte es drinnen Lesungen gegeben. Die Veranstaltung unter dem Motto „Verbunden bleiben!“ sollte Spenden bringen: ogalala sammelt Geld zur Unterstützung ukrainischer Künstler, die normalerweise am im ganzen Land veranstalteten, sich über alle Ausdrucksformen erstreckenden Festival zeitgenössischer Kunst, dem „Gogolfest“ teilnehmen – darunter auch Cants Truppe.