Ahnung von Fernsehen und Wirtschaft? Dann werden Sie doch RBB-Intendant!
Die Stelle ist befristet. Der oder die Neue soll den Sender aus der Krise führen.

Haben Sie Ahnung von Fernsehen, Radio und auch noch von Wirtschaft und Jura? Sie können ein sinkendes Schiff vor dem Untergang retten? Dann werden Sie bei uns Intendant, Bewerbungen nimmt der RBB dankend entgegen! Der Sender sucht einen neuen Intendanten für einen befristeten Zeitraum. Gehalt ist Verhandlungssache. So ähnlich könnte jetzt eine Stellenanzeige des RBB aussehen. Denn nach dem Rauswurf von Patricia Schlesinger (61) muss dringend eine neue Frau oder ein neuer Mann für den leeren Chefsessel her, um den Sender aus der Krise zu führen.
Die Entscheidung, einen Interims-Intendanten zu suchen, fällte der RBB-Verwaltungsrat, kurz nachdem er am Montag entschieden hatte, die einstige Senderchefin Patricia Schlesinger fristlos und ohne Abfindung zu feuern. Und das Vertrauen in den jetzigen Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter, der auch kommissarisch den Sender führt, scheint auch nicht allzu groß zu sein. Er ist derzeit krankgeschrieben, steht wegen der Aufarbeitung der Krise um Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Schlesinger ebenfalls in der Kritik.
Daher will der Verwaltungsrat nach einem Übergangs-Intendanten suchen lassen. Normalerweise wird der Sender-Chef vom Rundfunkrat berufen. Doch der ist derzeit nicht wirklich arbeitsfähig. Das Gremium steht infolge der Vorkommnisse ebenfalls in der Kritik. Die Vorsitzende, Friederike von Kirchbach, räumte bereits am Wochenende das Feld. „Für alles, was jetzt kommt, sehe ich neue Verantwortliche in der Pflicht, deshalb trete ich zurück“, sagte die Pfarrerin. Zur Aufarbeitung gehöre auch „die selbstkritische Betrachtung unserer Arbeit im Rundfunkrat in der Vergangenheit“.
Mit den Landesregierungen von Berlin und Brandenburg soll nun beraten werden, wie ein neuer Übergangs-Chef berufen werden soll. Denn im Staatsvertrag ist so etwas nicht geregelt.
Suche nach RBB-Chef: Ein erfahrener Manager muss her
Das weitaus größere Problem ist, überhaupt jemanden für den Posten zu finden. RBB-Personalchefin Sabine Jauer erklärte, dass die Suche sehr schwierig sei. Gesucht werde ein erfahrener Manager, der sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auskennt und Fachmann für Finanz-, Verwaltungs- und Rechtsfragen sei. „Mir fehlt im Moment die Fantasie, wer das alles auf sich vereinen könnte“, sagt Jauer im RBB-Inforadio.
Offen ist auch, was der neue Übergangschef verdienen wird. Ein Jahresgehalt von 303.000 Euro, wie die Vorgängerin, scheint mehr als fraglich.
Und wie reagierte Patricia Schlesinger auf ihren Rauswurf ohne Abfindung? Über ihren Anwalt ließ sie zur außerordentlichen Kündigung mitteilen: „Ich bedaure diese Entscheidung, die offensichtlich politisch motiviert ist, um einen Sündenbock zu haben. Dieses Vorgehen ist durch die Faktenlage keinesfalls gedeckt.“ Weiter hieß es: „Die Untersuchungen sind längst nicht abgeschlossen. Ich sehe ihrem Ergebnis zuversichtlich entgegen.“