Ärger um NVA-Suppe und Pionier-Soljanka: Konserven mit DDR-Symbolen – verschwinden sie jetzt aus den Supermarkt-Regalen?
Die Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur prangert den Rewe-Konzern an, der diese Produkte verkauft.

Ost-Gerichte sind absolut im Trend. Im Handel gehen Konserven mit Suppen und Fleischgerichte nach DDR-Art weg wie warme Semmeln. Nun gibt es Ärger. Um Konserven, die auf dem Etikett mit dem DDR-Staatswappen werben oder auf denen „NVA-Feldsuppe“ steht, und die in ostdeutschen Rewe-Supermärkten angeboten werden – auch im Ostteil Berlins. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur prangert den Handelskonzern an, er würde mit diesen Produkten das DDR-Regime verharmlosen. Sie sollte am besten aus den Regalen verschwinden.
Konserven im DDR-Look: Mit dem Staatswappen Hammer, Zirkel und Ährenkranz gibt es sie als „Nudeln mit Tomatensauce & Jagdwurst“ oder als „Schulküchen Soljanka“ mit Kindern in Pionieruniform. Auch im Angebot: Konserven mit „NVA-Feldsuppe“, allerdings ohne DDR-Wappen auf dem Etikett. Vertrieben werden diese Produkte schon seit Jahren von zwei Unternehmen aus Sachsen-Anhalt. Und seit Jahren findet man sie nicht nur bei Amazon, sondern auch in den Regalen der östlichen Rewe-Supermärkte.
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DDR-Konserven: „Die Grenze des guten Geschmacks ist überschritten“
Doch erst jetzt fielen der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in diesen Märkten diese Konserven auf. Es gehe nicht um die Nostalgiegerichte, sondern um die Verpackung und Darbietung dieser Konserven. DDR-Wappen, Pionieruniform und der Bezug zur NVA: „Die Grenze des guten Geschmacks ist damit überschritten“, sagt Stiftungssprecher Tilman Günther dem KURIER. Es sei nicht zu verstehen, warum gerade Rewe, zweitgrößter Handelskonzern Deutschlands, Ware mit solcher Gestaltung verkaufe.

Stiftungs-Direktorin Anna Kaminsky kontaktierte daher die Supermarktkette mit Sitz in Köln. Sie erklärte, dass das DDR-Staatswappen das Symbol der SED-Diktatur sei, die am 13. August 1961 die NVA zur Absicherung des Mauerbaus eingesetzt habe. Kaminsky fragte daher die Rewe-Geschäftsleitung, wie sich eine solche Verharmlosung der SED-Diktatur mit dem Firmen-Leitbild vereinbare, in dem der Konzern seine besondere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft betont.
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Die Stiftung bekam jetzt Antwort von der Rewe-Pressestelle Region Ost in Brandenburg. In der Mail, die dem KURIER vorliegt, erklärte sich der Handelskonzern für nicht zuständig.

Stiftungs-Chefin: „Supermarkt-Kette drückt sich vor der Verantwortung“
„Es gibt Rewe-Märkte in den ostdeutschen Bundesländern und Berlin, die auf Wunsch der Kundschaft“ solche Produkte führen, heißt es in dem Schreiben. „Diese Artikel laufen als optionale, regionale Sortimentsbausteine. Je nach Kundennachfrage können die Märkte die favorisierten Produkte der Hersteller bestellen und anbieten.“ Weiter heißt es: „Verpackung und Produktaufmachung liegen im Verantwortungsbereich des Inverkehrbringers.“ Die Bundesstiftung möge sich daher an die Lieferanten wenden.
„Die Antwort von Rewe ist Ausdruck von Geschichtslosigkeit, die fassungslos macht, weil sich der Konzern vor jeder Verantwortung für sein Sortiment drückt“, sagt Stiftungs-Direktorin Kaminsky . Wenn man solche DDR-Nostalgieprodukte „allein mit Kundenwünschen und der Rechtslage rechtfertigt, sind nicht die Konservendosen der Skandal, sondern die Haltung des Konzerns“. Es müsse „zum erinnerungskulturellen Konsens des vereinten Deutschlands gehören“, das „Unrecht der kommunistischen Diktatur nicht zu verharmlosen und der Opfer des SED-Regimes würdevoll zu gedenken“.
Laut der Stiftung müssten diese Konserven aus den Regalen verschwinden. „Es würde Rewe gut anstehen, auf sie zu verzichten“, sagt Stiftungssprecher Günther. „Man muss ja nicht gute Regionalprodukte mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz oder mit dem Begriff NVA verkaufen.“