Ab in den Kochtopf! Berliner Senat eröffnet die Fangsaison für Sumpfkrebse
Berliner Start-up macht aus der Sumpfkrebs-Plage in Berlin eine echte Delikatesse.

Schon seit Jahren breitet sich der Rote Amerikanische Sumpfkrebs ungestört in den Gewässern Berlins aus und wird langsam zur ansässigen Plage. Diese invasive Art hat im hiesigen Ökosystem keine natürlichen Fressfeinde und verursacht dadurch große Schäden. Der Berliner Lukas Bosch hatte im Mai 2018 eine Idee, um dieses Problem zu lösen. Er erkannte, dass Krebse eigentlich eine Delikatesse sind und dass man die Krebsplage in Berlin nutzen könnte, um diese als Nahrungsmittel zu vermarkten.
Bosch kontaktierte einen Koch und dieser bestätigte, dass diese Krebse dieselben sind, mit denen immer gekocht wird. Das Besondere daran ist, dass diese Krebse nicht gezüchtet oder importiert werden, sondern wild gefangen werden.

Bosch wollte an die Tradition des Krebsfischers anknüpfen und die Krebse fangen, um das Ökosystem zu schützen. Denn Wenn man die invasive Art aus dem Gewässer fischt und als Nahrungsmittel nutzt, kann man gleichzeitig das Artensterben eindämmen und das Ökosystem schützen.
Sumpfkrebse gehören zu den invasiven Arten
„Fischerei heißt bei uns Naturschutz. Die Vermarktung ist ein Beitrag zur Ernährungswende. Unser Geschäftsmodell funktioniert durch und durch regenerativ“, erklärt der Start-up-Unternehmer auf seiner Homepage. Mitgründerin und Zukunftsforscherin Jule Bosch habe außerdem den größeren gesellschaftlichen Kontext im Blick, in dem sich das Startup als treibende Kraft verortet: „Mit unserem Ansatz drehen wir das Paradigma des nachhaltigen Konsums tierischer Produkte auf den Kopf. Mehr Genuss heißt hier tatsächlich mehr Nachhaltigkeit.“
Invasive Arten gehören laut UN zu den maßgeblichen Treibern des aktuellen großen Artensterbens, deshalb hat Deutschland, wie viele andere europäische Staaten, Maßnahmen ergriffen, um das Management von invasiven Arten zu verbessern. In Berlin wurde der Rote Amerikanische Flußkrebs 2018 zum Fang freigegeben und darf jetzt als Nahrungsmittel genutzt werden. Allerdings wurden die Krebse auf Schwermetallbelastung getestet. Das Ergebnis: Sie sind von sehr guter Qualität und absolut zum Verzehr geeignet.
Berliner Restaurants mit Sumpfkrebsen beliefert
Bosch gründete das Unternehmen Holycrab, um die Krebse zu fangen und an Berliner Restaurants zu liefern. Das Unternehmen hat zwei Fischer im Team, die Reusen im Tiergarten und im Britzer Garten aufstellen. Die Reusen werden drei- bis viermal die Woche entleert und die Fangsaison beginnt offiziell am 1. Juni. In dieser Saison will Holycrab in Absprache mit dem Berliner Senat, der das Unternehmen beauftragt hat, die Krebse schon im April fangen.
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Holycrab hat erfolgreich mit Sternerestaurants wie dem Horváth, dem Golvet und dem Ritz Carlton zusammengearbeitet. Das Geschäft läuft gut und der Naturschutz wird unterstützt. Bosch betont jedoch, dass eine einzelne Maßnahme nicht ausreicht, um das Ökosystem Wasser in Berlin nachhaltig zu stabilisieren. Es ist notwendig, das Thema ganzheitlich zu betrachten und zu fragen, wie man die Gewässer in einen Zustand versetzen kann, in dem dieses Problem gar nicht erst auftritt.
Die Senatsverwaltung für Umwelt müsste die Gewässerpflege breiter angehen und sich Themen wie Wassertemperatur, Wasserpflanzen und Uferbegradigung ansehen. Holycrab plant, sich aufzuteilen in ein Fischerei-Unternehmen und einen gemeinnützigen Verein, der die Gewässerpflege betreibt und die Forschung vorantreibt.
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