Die 250 Meter langen Rieckhallen bleiben als Ausstellungsfläche hinter dem Hamburger Bahnhof (hinten links) erhalten.
Die 250 Meter langen Rieckhallen bleiben als Ausstellungsfläche hinter dem Hamburger Bahnhof (hinten links) erhalten. SMB Staatliche Museen zu Berlin

Nach jahrelangen Verhandlungen haben Bund und Land Berlin den als Museum der Moderne bezeichneten Standort der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof gesichert. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) haben dazu für Dienstag eine gemeinsame Pressekonferenz angekündigt. Dabei gehe es um den Erwerb des Hamburger Bahnhofs und der benachbarten „Rieckhallen“ durch den Bund und das Land Berlin,.

Berlin hatte mit dem am Montag beschlossenen Haushalt Mittel für den Ankauf der für Ausstellungen genutzten Rieckhallen, einem 250 Meter langen Überbleibsel des dortigen Güterbahnhofs, in Höhe von 78 Millionen Euro bereit gestellt. Zuvor hatte der Bundestag den Ankauf des Hamburger Bahnhofs beschlossen.

Lange Verhandlungen zur Rettung der Rieckhallen für die Kunst

Damit wird eine nach langem Zerren vereinbarte Absichtserklärung aus dem vergangenen Jahr umgesetzt. Die österreichische Immobiliengesellschaft CA Immo Deutschland, die Gebäude und Gelände 2007 erworben hatte, wollte die Rieckhallen ursprünglich abreißen, um dort ein Wohnhochhaus zu bauen. Dann wurde ein Grundstückstausch vereinbart, der nun durch die Finanzmittel ergänzt wird.

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Der Tauschkauf soll am Dienstag notariell beglaubigt werden. Die Kompensation an die Baugrundstücksbesitzer beträgt insgesamt 100 Millionen Euro – für die Ausstellungshallen und eine Baufläche am nahen Humboldt-Hafen. Danach werden die Hallen als Räume für internationale Gegenwartskunst zum Sondervermögen des Landes Berlin gehören.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sieht mit dem Nachtragshaushalt „die endgültige Rettung der Rieckhallen“. So würden an einem einzigartigen Ort mit Rieckhallen und Hamburger Bahnhof zwei herausragende Kulturinstitutionen für die Stadt erhalten.

Hamburger Bahnhof, die Station der zeitgenössischen Kunst

Der Hamburger Bahnhof, einst Endbahnhof der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin, verfügt über große Sammlungen zeitgenössischer Kunst. Er ist das größte Haus der Nationalgalerie, deren Bestände außerdem zudem in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel, der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum sowie gegenüber vom Schloss Charlottenburg im Museum Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg zu finden sind. Hinzu kommt das im Bau befindliche Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum, das 2026 fertiggestellt sein soll.

Auch wegen der Unsicherheiten um die Rieckhallen war die renommierte Sammlung des Unternehmers Friedrich Christian Flick abgezogen worden. Sie war seit 2004 künstlerische Basis für fast zwei Dutzend Ausstellungen. Umstritten war die Leihgabe wegen der NS-Vergangenheit von Friedrich Flick, der als Rüstungsunternehmer während des Nationalsozialismus von Zwangsarbeitern profitierte. Sein Enkel beteiligte sich nicht am Entschädigungsfonds und gründete stattdessen eine eigene Stiftung.