Der angeschossene Mann wird ins Krankenhaus gebracht.
Der angeschossene Mann wird ins Krankenhaus gebracht. Morris Pudwell

Ein Kugelhagel wie im Gangsterfilm: 13 Schüsse fielen gegen Mitternacht vor einem Haus in Lichtenberg. Neun der Kugeln trafen einen Mann, der gerade Tür öffnen wollte. Es geschah aus Sicht der Ermittler aus „Eifersucht und übersteigertem Ehrgefühl“. Der Angeklagte Ömer B. (31) muss sich wegen versuchten Mordes verantworten. Ihm gegenüber als Nebenkläger und Opfer: Ibrahim Y. (27), der mit der Ex-Frau von B. ein dreijähriges Kind hat.

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Der Angriff am 19. September in der Köpitzer Straße. Gegen 23.55 Uhr kam Y. vor dem Mehrfamilienhaus an. Er nun als Zeuge: „Ich hörte Schritte hinter mir, drehte mich um, sah ihn. Nach einer Sekunde hat er hintereinander geschossen.“

Eine blutige Eifersuchtstat laut Anklage: „Weil Y. mit seiner Ex-Frau eine Beziehung führte, eine gemeinsame Tochter hat.“

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Zwei Monate musste Y. im Krankenhaus behandelt werden. Verletzungen an beiden Beinen, beiden Armen und Händen sowie ein Streifschuss am Unterbauch. Ömer B. hatte sich nach Niedersachsen abgesetzt und wurde eine Woche nach dem Kugelhagel festgenommen.

Im Landgericht Berlin, Strafkammer 35, begann am Montag der Prozess in Saal 618.
Im Landgericht Berlin, Strafkammer 35, begann am Montag der Prozess in Saal 618. Pressefoto Wagner

Traurig nun die Frau im Zeugenstand, um die sich alles drehte: Mandy M. (30, Name geändert). Unter Tränen sagte sie aus: „Ömer war meine große Liebe.“ Sie macht sich bittere Vorwürfe: „Ich habe Schuld an dem Ganzen.“

Mandy M. und Ömer B. heirateten 2010. Doch sechs Jahre später die Trennung und dann die Scheidung

Mandy M. und der kurdischstämmige Ömer B. heirateten 2010. Doch sechs Jahre später die Trennung und dann die Scheidung: „Es gab den Druck aus seiner Familie, eine Frau aus seinem Heimatland zu heiraten. Als Zweitfrau – damit hätte ich nicht leben können.“

Sie freundete sich mit einem anderen Kurden an: Ibrahim Y. lernte sie in einer Bar kennen, in der sie damals arbeitete. Mandy M.: „Ibrahim hat mich aufgebaut nach der Trennung.“

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Sie lebten bald zusammen. Als sie jedoch ungewollt schwanger wurde, „war er nicht bereit für ein Kind“, so Mandy M. weinend. Sie entschied sich für das Kind. Auch wenn sie kein Paar mehr waren, kümmerte er sich dann auch um das Töchterchen.

Ömer B. aber trat wieder in ihr Leben: „Er schickte mir einen Rosen-Teddy.“ Sie kamen sich näher. Mandy M.: „Er wollte wissen, von wem das Kind ist. Irgendwann sagte ich es, er rastete aus.“

Mehrere Projektile schlugen auch in die Eingangstür des Mehrfamilienhauses in der Köpitzer Straße ein.
Mehrere Projektile schlugen auch in die Eingangstür des Mehrfamilienhauses in der Köpitzer Straße ein. Morris Pudwell

Ihr Ex, der einst einen Döner-Laden betrieb, soll gedroht haben: „Er hat gesagt, dass er Ibrahim töten wird.“ Er habe getobt, ihr vorgeworfen, dass sie sich mit einem Landsmann von ihm eingelassen habe. B. habe angekündigt: „Es ist nur für einen von uns beiden Platz in Deutschland.“

Die Anklage geht nun von einer heimtückischen Tat aus niedrigen Beweggründen aus

Zwei Wochen vor den Schüssen sprach sie mit dem Vater ihres Kindes, gestand den Kontakt zu B. – „Y. fiel aus allen Wolken, konnte es nicht nachvollziehen.“ Auch von den Drohungen habe sie ihm berichtet – „er hat es wohl gar nicht wahrgenommen“.

Die Anklage geht nun von einer heimtückischen Tat aus niedrigen Beweggründen aus. Einer der beiden Verteidiger kündigte an, dass sich B. am zweiten Prozesstag äußern wird zu den Vorwürfen.

Es wird zu prüfen sein: Zielte der Schütze absichtlich auf Arme und Beine? Oder nahm er tödliche Folgen billigend in Kauf? Fortsetzung: Montag.

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