Auf der Anklagebank im Berliner Landgericht:  Georgi L. (57), im Glas spiegelt sich der Anwalt.
Auf der Anklagebank im Berliner Landgericht: Georgi L. (57), im Glas spiegelt sich der Anwalt. Pressefoto Wagner

Seine miesen „Skimming“-Fallen baute er in seinem Zimmer in einem Obdachlosenheim zusammen: Georgi L. (57) plünderte monatelang fremde Bankkonten. Der Bulgare sitzt fünf Monate nach seiner Festnahme auf der Anklagebank. Daneben sein Landsmann Kolyo K. (47). Sie haben laut Anklage Geldautomaten manipuliert und kräftig Bankkonten geleert. 29 Fälle sind angeklagt. Schaden insgesamt: 140.160 Euro.

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Der Datenklau an Geldautomaten in Deutschland nahm in den letzten Jahren zwar ab – ein Auslaufmodell, weil massiv in Sicherheit investiert wurde. Doch nicht überall ist neueste Technik im Einsatz. Georgi L. ist ein Skimming-Profi, schon einschlägig vorbestraft.

In einem Fall erbeutete Georgi L. 78.000 Euro vom Konto einer Frau

Das Delikt, das nach dem englischen Wort für „abschöpfen“ benannt ist, bezeichnet den Diebstahl von Bankdaten durch manipulierte Geldautomaten. Kriminelle montieren heimlich Vorsatzgeräte vor Kartenschlitze – kaum erkennbar für Laien. Beim Einschieben einer Zahlungskarte in den Geldautomaten durch einen arglosen Bankkunden werden dann dessen Daten erfasst und gespeichert. Zusätzlich wird mit Mini-Kamera gefilmt, um Geheimnummern auszuspähen.

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Mit anschließend hergestellten Kartendoubletten versuchten L. und Komplizen immer wieder, Geld abzuheben. Dutzende Bankkunden wurden um ihr Erspartes gebracht. In einem Fall waren es 78.000 Euro, die vom Konto einer Frau erbeutet wurden.

Im Juni 2017 wurde L. in Berlin wegen bandenmäßiger Fälschung von Geldkarten zu vier Jahren Haft verurteilt. Der Fälscher nun: „Nach meiner Haftentlassung wollte ich eigentlich straffrei leben.“ Klappte allerdings nicht.

Einige Kunden entdeckten versteckte Mini-Geräte. Spuren wurden gesichert, die zu L. führten

Sein Geständnis: „Ich allein war der Haupttäter.“ Allerdings habe ihn ein Landsmann unter Druck gesetzt: „Ich bin in Bulgarien genötigt worden.“ Ein Mann habe weitere Taten verlangt – „meine Familie wurde bedroht“.

Ab August 2021 sollen L. und bislang unbekannt gebliebene Mittäter erneut Skimming-Attacken in Berlin begangen haben. Bestimmte Filialen wurde ausgespäht, Daten abgeschöpft, Kopien von Karten gefertigt.

Ab Oktober 2022 beteiligte sich auch Kolyo K. an der Abzocke. Der Anwalt von K.: „Er ist der Verlockung erlegen, es tut ihm sehr leid.“ Die Idee sei von L. gekommen. Kolyo K. habe gedacht, „ich könnte auf einfache Art schnell Geld machen“. Weil er sich in Hamburg gerade mit einer kleinen Autowerkstatt selbstständig gemacht hatte. Auf das Konto von K. soll ein Schaden von rund 6000 Euro gehen.

Einige Kunden entdeckten versteckte Mini-Geräte. Spuren wurden gesichert, die zu L. führten. Observationen liefen an. Festnahme am 1. November. Wo die Beute geblieben ist, verrieten sie bislang nicht. Es soll Überweisungen nach Bulgarien gegeben haben, Verwendungszweck: „Family Assistance“ (Familienhilfe).

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Vor den Aussagen gab es eine Verständigung: Bei Geständnis für L. sechs bis sechseinhalb Jahre und für K. drei bis dreieinhalb. Fortsetzung: 18. April.