Bahnrad

Immer vorn fahren, dann hörst du es nur hinter dir krachen

Bundestrainer Detlef Uibel bricht nach schweren Sturz bei den Meisterschaften eine Lanze für den Keirin-Wettbewerb.

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Dicht an dicht drängen sich die Frauen auf der Piste. Jeder Zentimeter zählt auf dem Weg zum Sieg.
Dicht an dicht drängen sich die Frauen auf der Piste. Jeder Zentimeter zählt auf dem Weg zum Sieg.Jean-Marc Wiesner/dpa

Haudegen Detlef Uibel (64) hat an den Bahnradpisten der Welt schon alles erlebt. Und doch hatten die 136. deutschen Bahnradmeisterschaften vor insgesamt 5000 Zuschauern in Cottbus etwas   Neues. Zum ersten Mal trägt Uibel als Cottbuser Bundesstützpunktleiter und Verantwortlicher der Titelkämpfe Verantwortung.

„Wir sahen bei eher schlechtem Wetter auf unsere 333-m-Zementbahn bisweilen Rennen der Spitzenklasse. Die sechsmalige Weltmeisterin Emma Hinze zum Beispiel ließ der Konkurrenz keine Chance und durfte sich alle vier möglichen Goldmedaillen (Sprint, Teamsprint, Keirin und Zeitfahren) umhängen lassen.“

Emma Hinze räumte alle Meistertitel ab

Emma überraschte den ehemaligen Bundestrainer nicht. „Trotzdem ist Emmas großer Ritt auf der überlangen Piste in erster Linie ihrer Cleverness geschuldet. Eine alte Regel besagt, wenn es irgendwie möglich ist, musst du beim Keirin immer vorn fahren, dann hörst du es nur hinter dir krachen“, verbreitet Uibel eine alte Weisheit.

Ein cooler Spruch von einem, der als Bundestrainer Männern wie Micha Hübner (64), Jens Fiedler (53) oder Frauen wie Kristina Vogel und Lea Sophie Friedrich, um nur die erfolgreichsten zu nennen, zu Keirin WM-Gold führte. Uibel schärfte Zeit seines Trainer-Lebens seiner Sprintergilde immer ein: „Keirin ist Kampfsprint und das ist nicht nur ein Name. Keirin ist nichts für Angsthasen, du musst bestens vorbereitet und hoch konzentriert ins Rennen gehen, sonst liegst du schneller auf der Bahn, als du denken kannst“, sagt ein Mann, der einst selbst viele Male um die Pisten in aller Welt zischte.

Der schwere Sturz schockte, aber die Gefahr ist berechenbar

Bundestrainer Detlef Uibel 
Bundestrainer Detlef Uibel Winfried Mausolf/Imago

Wie schnell es zu schweren Stürzen kommen kann, erlebten die Zuschauer in Cottbus beim Keirin-Finale der Frauen. Ausgerechnet Weltmeisterin Lea-Sophie Friedrich attackierte Alessa-Catriona Pröpster (Offenbach) mit dem Ellenbogen, die stürzte und riss die Erfurterin Lara-Sophie Jäger und die viermalige Weltmeisterin Pauline Grabosch (Cottbus) mit um. Alle drei Frauen mussten ins Krankenhaus. Der Verdacht auf Knochenbrüche bei Grabosch hat sich zum Glück nicht bestätigt. Jäger muss in Erfurt ebenso wie Pröpster in Offenbach wegen Prellungen weiter behandelt werden. Lea-Sophie Friedrich wurde disqualifiziert.

Soll Keirin wegen der Gefährlichkeit aus dem WM-Programm gestrichen werden? „Auf keinen Fall. Es ist ein spannender bei den Zuschauern beliebter Wettbewerb. Wenn alle korrekt fahren, ist die Sturzgefahr nicht größer als bei anderen Wettbewerbe“, ist sich Uibel sicher.

Dann verteilte der einstige Erfolgscoach noch schnell ein Lob: „Wir haben in Cottbus einen sehr gute Nachwuchs gesehen, dabei ragt der Fürstenwalder Pete – Colin Flemming mit dem Gewinn von fünf Meistertiteln bei der U19 noch heraus. Wenn wir weiter so arbeiten, können wir in unserem Sport weiter in der Weltspitze mitmischen.“

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